Entschuldigung – die zweite

In irgend einem Film oder Buch kommt die Aussage vor, dass es einfacher ist, sich im nachhinein zu „entschuldigen“ als im voraus um Erlaubnis zu fragen.

Dies wirft ein Licht auf die falsche Art, mit der wir „Entschuldigungen“ in unserer heutigen Gesellschaft verstehen.

Sehen wir uns mal konkret einen Fall an: In der Firma kommt ein Mitarbeit ständig zu spät. Es ist nicht viel – meist 10 bis 15 Minuten, manchmal ist es auch mehr. Verschiedene Versuche, die Sache gütlich zu regeln, schlagen fehl. Gern verwendete Argumentation ist, dass die Arbeitszeit am Nachmittag ja eingholt wird, indem es länger bleibt. Es ist aber gerade morgens zumeist mehr Arbeit zu erledigen, als nachmittags.

Die durch das Zu-Spät-Kommen betroffenen Persons können sich nicht dagegen wehren. Man kann verhindern, das Mitarbeits früher gehen – aber gegen das Zu-Spät-Kommen? Die Störung ist permanent und wird manchmal noch dadurch übertroffen, dass erst kürzlich vereinbarte Regelungen erst recht nicht wieder eingehalten werden.

Was würde es ändern, wenn sich das Mitarbeit jeden Tag „entschuldigen“ würde? Es könnte das gar nicht machen. Es kann sein Bedauern zum Ausdruck darüber bringen, dass es wieder nicht wie vereinbart gekommen ist. (Eine andere Sache ist es für die Betroffenen zu entscheiden, ob dieses Bedauern als ernst genommen wird).

Die Schuld kann nur von den anderen „erlassen“ werden, was diese wahrscheinlich nur machten, wenn sie daran glauben können, dass es nicht gleich beim nächsten Mal zur selben „Schuld“ kommt. Oder aber es ihnen gleichgültig wird. Um dann bei nächster Gelegenheit vielleicht selbst nach dem obigen Motto vorzugehen. Was für micht letztendlich gesellschaftlich in einem Chaos endete.

Aber solange sich der Großteil der Bevölkerung noch an Regeln hält – solange werden die anderen sich nicht daran halten und „sich entschuldigen“.

 

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