Ich mag dieses Wort nicht.
Es verkörpert für mich (ich zitiere aus dem neuen ÖkoTest Mai 2013) „… die organisierte Einflussnahme auf Politik“.
Das ist an und für sich für mich nichts Negatives. Aber wie so oft kommt es darauf an, wie es gelebt wird, wie es in unserer Gesellschaft verankert wird.
Die Interessen gewisser Gesellschaftsschichten zusammen zu fassen, zu vertreten und durch Gesetze abzusichern ist so alt wie die Menschheit. Es müssen ja nicht immer geschriebene Gesetze sein.
Das was uns heute aber in Politik und Wirtschaft geboten wird ist nicht Lobbyismus für schlechter gestellte Mitglieder unserer Gesellschaft sondern oft gerade das Gegenteil.
Die meisten praktizierenden LobbyistInnen (ich schreibe dieses Wort „gender“-gerecht, obwohl mir eerzeit keine Vertreterinnen dieser Berufsgruppe bekannt sind) betreiben Lobbyismus nicht aus Berufung sondern als Beruf, um ihren Lebensunterhalt damit zui verdienen.
Und jene, die sich dieser Lobbyisten bedienen sich ihrer in den seltensten Fällen – wenn überhaupt aus altruistischen Überlegungen heraus, sonder um die eigenen Interessen (die häufig nicht unbedingt die Interessen der Allgemeinheit sind) mehr Einfluss in der Politik und Gesellschaft zu sichern, als ihnen zusteht.
Derzeit vermeidet, wer sich Lobbyisten bedient, einen fairen Wettbewerb aller an einem Prozess beteiligter Personen. Dieses Ungleichgewicht lässt sich nur dann aufheben, wenn alle von einem Gesetz Betroffenen auch über Lobbyisten verfügen.
Dies wäre ein Mindeststandard, so wie bei jedem Prozess einer angeklagten Person auch ein Verteidiger zusteht. Wenn die Person sich selbst keinen leisten kann, dann wird von der Gesellschaft (in Österreich durch das Gericht) ein Pflichtverteidiger ernannt und auch bezahlt.
Das ist zwar noch immer kein 100 %iger Ausgleich aber es ist wenigsten einer.
Der Schluss, den ich für mich jetzt aus diesen Überlegungen ziehe ist, dass – wenn bei einem in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit durchgeführten Prozess (wie z.B. der Beratung über ein neues Gesetz, einer neuen Raumordnung etc.) eine Seite LobbyistInnen einsetzt dann müssen alle anderen Beteiligten auch einen Pflicht-Lobbyisten zur Seite gestellt bekommen. Die Kosten dafür übernimmt der Staat.
Oder die Politik spart sich die Kosten dafür, in dem sie Lobbyisten in diesen öffentlichen „Prozessen“ grundsätzlich nicht zulässt.