Konfliktscheu

Es gibt Menschen, die scheuen Konflikte und welche, die das nicht tun.

Ich gehöre zu den ersteren. Das bedeutet, dass ich früher manchmal bis zur Selbstaufgabe alles tat, um einen Konflikt nicht aufbrechen zu lassen und die Harmonie nicht zu stören.

Eigentlich ist das selbst-zerstörerisch. Denn Konflikte sind eigentlich immer eine Chance, Bestehendes zu prüfen und entweder für gut zu befinden und es so zu lassen wie es ist, oder einen Fehler rasch zu erkennen und eventuell daraus entstehende Probleme zum Vorteil aller Beteiligter zu lösen.

Überraschend ist, dass wenn eine bisher konfliktscheue Person plötzlich diese Zurückhaltung aufgibt, ihre Umgebung meist sehr erstaunt ist über diese Entwicklung. „Du hast/Sie haben nie etwas darüber gesagt!“ ist dann eine häufige Aussage (in dieser oder ähnlicher Form) und damit wird die sich öffnende Person meist gleich wieder in ihr „Loch“ zurück gescheucht. Denn oft wird diese Aussage gleich als Vorwurf  verstande- manchmal so gemeint, manchmal aber auch wirklich nur ein Ausdruck des Erstaunens.

Sehr schwierig ist es für mich auch, auf einen Konflikt aufmerksam zu machen, an dessen Aufbau ich mit meinen Vorstellungen und „geheimen“ Wünschen maßgeblich beteiligt bin.

Wenn ich durch mein selbst gewähltes Verhalten eigentlich nur wünsche, dass sich die andere Person in einer gewissen Art und Weise verhält. Wobei weder ich ausgesprochen habe warum ich etwas mache, noch die andere Person vorher darauf hinweise, welche Reaktion ihrerseits ich als passend ansehe.

Dann habe ich zwei Probleme: erstens bin ich mit meinem eigenen Verhalten unzzufrieden (warum habe ich das überhaupt gemacht?) und auf meine „Ziel“-Person bin ich auch sauer, weil sie nicht so reagiert, wie ich mir erwartet habe.

Und so bleibe ich mit meinem Frust entweder alleine oder setze zu einem relativ ungenauen Rund-Um-Schlag an, den die anderen (auch meiner Meinung nach durchaus berechtigt) entweder gar nicht oder falsch verstehen.

Aber – Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Und ich werde immer besser damit, Konflikte dann doch anzzusprechen. Das ist wie ein Gewitter, das endlich die Atmosphäre reinigt

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Eine Antwort zu Konfliktscheu

  1. Georg sagt:

    Die Grunderkenntnis die man seinem eigenen Verhalten zuordnen muss, ist der zu Grunde liegende Egoismus. Ich setze niemals eine Aktion um über den Sozialaspekt meiner Umwelt zu helfen, sondern erhoffe zumindest im Unterbewusstsein, dass solch gelagerte Aktionen mir Liebe oder zumindest Status vom „Beschenkten“ zurückgeben. Manchmal erhofft man sich durch Gandhis Weg der Demut und der Hinnahme von Schmerzen oder Zurückweisung, dass diese Werte zu erhalten. „Er/Sie wird schon spüren, dass mein Verzicht ein Ausdruck meiner Liebe ist“. Na ja. Damit kommen wir zu dem Kernpunkt. Wir alle beziehen all zu oft die Geschehnisse auf uns. Reflexivdenken. Schade nur, dass unser Gegenüber ähnlich gelagert denkt und erwartet.“ Der einzig vernünftige Weg um glücklich und mit Anstand seine Ziele zu erreichen, ist die aktive Gestaltung durch Mitteilung und Anpacken, ohne eine gesteigerte Erwartungshaltung zu generieren. Das ist schwer (ich will geliebt werden , oder mei bin ich gut) aber in der Gelassenheit liegt der effektivste Schlüssel zur Zufriedenheit.

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